Heinrich Höbarth

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Herrn

Landesrat

Mag. Günther Steinkellner

Altstadt 30

4021 Linz

 

 

Betrifft: Pyhrnbahn zweigleisig und schnellzugtauglich machen

 

 

Sehr geehrter Herr Landesrat!

 

Der Klimaschutz (und auch andere wichtige Gründe) erfordert eine Halbierung des Energieeinsatzes und deshalb eine massive Verkehrsverlagerung zur Bahn. Denn im Zuge des Umstiegs auf erneuerbare Energien wird der Strom immer mehr zur energetischen Hauptsäule des Verkehrs, der sich auf Gleisen wesentlich effektiver in Antriebsenergie umsetzen lässt als auf dem Straßennetz. Daher muss es durch Bahnausbau gelingen, die Kapazität und Attraktivität des Bahnverkehrs so stark zu heben, dass diese Verlagerung ermöglicht bzw. stimuliert werden kann. Dies gilt in besonderem Maße für das hochrangige Bahnnetz, das ja das Rückgrat des gesamten öffentlichen Verkehrs bildet.

 

Die Bahnverbindung Linz-Graz gehört zu diesem hochrangigen Netz. Leider entsprach die bisherige Entwicklung auf dieser Relation nicht dem oben genannten Anliegen. Im Dezember 2010 begann der unhaltbare Zustand, dass es zwischen Linz und Graz keinen Verkehr mit IC-Zügen mehr gab. Es formierten sich aber Proteste, sodass seit Dezember 2013 wieder zwei IC-Zugpaare verkehren. Dies konnte man als Zeichen politischen Willens werten, dass es zwischen der zweit- und drittgrößten Stadt Österreichs doch auch Bahn-Direktverbindungen geben sollte.

 

Aber es müsste auch Signale einer Aufwärtsentwicklung geben. Als Ziel müsste der Zweistundentakt im IC-Verkehr angestrebt werden – und eine Fahrzeit, die mit dem PKW-Verkehr auf der Autobahn konkurrieren kann. Denn bloß zwei IC-Züge mit noch dazu einer unattraktiven Fahrzeit von 3 Stunden reichen nicht aus, um immer mehr Autofahrer für die Bahnnutzung gewinnen zu können. Leider lässt aber der Ausbauplan nach „Zielnetz 2025+“ keine wesentlich Verbesserung des Angebotes erwarten.

 

Der Flaschenhals der Relation Linz-Graz ist die 104 Kilometer lange, weitgehend eingleisige Pyhrnbahn Linz-Selzthal. Für diese Pyhrnbahn ist laut „Zielnetz 2025+“ zwar Ausbau vorgesehen, aber nur für den Nahverkehr Richtung Linz und für den Güterverkehr. Die Kantenfahrzeit Linz-Selzthal soll laut diesem „Zielnetz 2025+“ lediglich von derzeit 90 Minuten auf 75 Minuten verkürzt werden.

 

Besonders mager ist der Ausbauplan für den 55 Kilometer langen Abschnitt Kirchdorf-Selzthal. Bloß bei der ehemaligen Haltestelle Linzerhaus (beim Nordportal des Bosrucktunnels) gibt es seit Herbst 2015 ein 1,4 km langes zweites Gleis. Zwei weitere zweigleisige Abschnitte mit Linienbegradigungen bzw. Linienverflachungen sind geplant, und zwar zwischen Kirchdorf und Klaus (10 km) und zwischen dem Bahnhof Hinterstoder und der ehemaligen Station Pießling/Vorderstoder (8 km). Außerdem soll dem Vernehmen nach ein neuer Bosrucktunnel in Planung sein.

 

Ansonsten wird aber weitgehend nur der bestehende eingleisige, kurvenreiche Linienverlauf erhalten. Folglich ist damit zu rechnen, dass bei der Modernisierung der Bahnsteige und der Erneuerung von Brücken keine oder nur geringe Korrekturen der Bahnlinienführung vorgenommen werden. Das heißt, es werden mit viel Geld in Beton gegossene Tatsachen geschaffen, die keiner wesentlichen Aufwärtsentwicklung entsprechen.   

 

Die Benachteiligung des Bahnabschnittes Kirchdorf-Selzthal zeigte sich bereits in den Jahren 2013 und 2014 bei der Erneuerung der beiden Brücken über die Steyr (Klaus-Stausee) und über die Teichl. Statt auf diesem vier Kilometer langen Abschnitt, in dem sich die zwei Brücken befinden, Zweigleisigkeit vorzusehen und im Sinne von Schnellzugtauglichkeit deutliche Linienbegradigungen bzw. Bogenverflachungen vorzunehmen, wurden die beiden, 20 Millionen Euro teuren Brücken bloß eingleisig errichtet und lediglich in den 70-km/h-Bestand eingefügt.

 

Man hätte wegen des knappen Geldes bei der Erneuerung der beiden Brücken nach einem Stufenplan vorgehen können. Man hätte sich zunächst mit der Erneuerung einer Brücke begnügen können, dafür aber in schnellzugtauglicher, zweigleisiger Ausführung (Richtgeschwindigkeit 160 km/h). Das wäre ein erster Schritt in Richtung Attraktivität gewesen. Einige Jahre später hätte man sich der Erneuerung der zweiten Brücke widmen können. Aber leider hat sich falsche Sparsamkeit durchgesetzt.

 

Damit so etwas nicht mehr passieren kann, ersuche ich Sie, sehr geehrter Herr Landesrat, sich dafür einzusetzen, dass ein neuer Ausbauplan erstellt wird, der über das „Zielnetz 2025+“ hinausreicht und für die gesamte Pyhrnbahn – also auch für den Abschnitt Kirchdorf-Selzthal – durchgehende Zweigleisigkeit und Schnellzugtauglichkeit zum Ziel hat. Auf der Basis eines solchen Planes soll ein entsprechender Korridor von Verbauung freigehalten werden. Durch schrittweisen Ausbau muss für IC-Züge eine Kantenfahrzeit von 60 Minuten möglich werden. Wegen der Geldknappheit kann bei der Umsetzung dieses neuen Planes in kleinen Schritten vorgegangen werden. Aber jedes Bahnausbau-Detail muss diesem Plan entsprechen.

 

Da Bahnstrecken nicht alle paar Jahre umgebaut werden können, ist großzügiges und weitsichtiges Planen nötig. Es wäre Geldverschwendung, erst dann einen großzügigeren Ausbauplan zu erstellen, „wenn Verkehrszuwächse, die weit über die Verkehrsprognose 2025+ hinausreichen sollten, zu neuerlichen Kapazitätsengpässen führen würden“ (siehe beiliegender ÖBB-Brief vom 11. Juni 2013). Denn wie soll es durch den im „Zielnetz 2025+“ vorgesehenen Ausbau zwischen Kirchdorf und Selzthal im Personenverkehr zu Verkehrszuwächsen kommen, wenn auf Grund dieses minimalen Ausbaus das Personenverkehrs-Angebot kaum verbessert werden kann? Man müsste sogar befürchten, dass zwischen Kirchdorf und Selzthal die Pyhrnbahn immer mehr zur Güterverkehrsstrecke mutiert und der Personenverkehr mehr und mehr auf Busse verdrängt wird. Und was wäre, wenn es tatsächlich zu den angesprochenen Verkehrszuwächsen käme? Dann müssten die bis dahin getätigten Ausbauten wieder mit hohem Aufwand korrigiert werden.

 

Der Ausbau der West- und Südbahnstrecke ist zweifellos wichtig. Aber auch für die Bahn-Relation Linz-Graz – und generell für die alpenquerenden Bahnlinien – sind positive Perspektiven notwendig. Derzeit geht der Trend eher in Richtung Zwei-Klassen-Bahn: Attraktive Süd- und Westbahnstrecke, ansonsten Restbahn.

 

Von dieser Abstufung wäre auch die Pyhrnbahn betroffen. Deshalb ist für diese Bahn ein neuer Ausbauplan so wichtig und sollte von Oberösterreich vehement gefordert werden.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

 

 

 

Beilage: Briefe aus dem Jahr 2013